Herz Jesu und Herz MariŠ
Der Verfasser dieses Buches Ÿber
gro§e Herz-Jesu-Verehrer muss gestehen, dass ihm in den 50 Jahren, die er
bisher als Priester wirken durfte, erst dann, als er sich sehr bewusst in den
Dienst der Verbreitung der Botschaft von Fatima gestellt hatte, immer mehr die
segensreiche Bedeutung der Weihe und Hingabe an das Unbefleckte Herz Mariens
fŸr ihn persšnlich und fŸr die ihm in der Seelsorge anvertrauten Menschen
aufgegangen ist; dass ihm zuletzt aber auch die sehr wichtige erfahrungsmŠ§ige
Erkenntnis zugewachsen ist.
Soll uns die gelebte Weihe an das
Unbefleckte Herz Mariens wirklich zum Sieg Ÿber alles Niedrige und Gemeine,
Bšse und Verwerfliche fŸhren und den Weg zur Vollkommenheit ebnen, so darf die
Herz-MariŠ-Verehrung und die Weihe an dieses edelste Mutterherz nicht getrennt
werden von der Herz-Jesu-Verehrung und der Weihe an dieses gottmenschliche Herz
des Erlšsers. Diese beiden heiligsten Herzen gehšren unbedingt wie in der
Heilsgeschichte, so auch in der echten christlichen Fršmmigkeit und
SpiritualitŠt untrennbar zusammen. Das haben Gott sei Dank auch die
Verantwortlichen fŸr die nachkonziliare Reform der Liturgie und des
liturgischen Kalenders richtig empfunden.
Wenn frŸher das Fest des
Unbefleckten Herzens MariŠ am 22. August, am Oktavtag des Festes der Aufnahme
Mariens in den Himmel mit Seele und Leib, gefeiert wurde, wird es seit der
Reform des liturgischen Kalenders unmittelbar im Anschluss an das
Herz-Jesu-Fest gefeiert, um so zu zeigen, dass das Herz Jesu und das Herz MariŠ engstens zusammengehšren.
In unseren glŠubigen katholischen
Familien wurde das frŸher auch bildlich sinnvoll zur Darstellung gebracht, weil
vielfach im sogenannten ãHerrgottswinkelÒ neben dem Kreuz in der Mitte auf der
einen Seite das Bild des gšttlichen Herzens Jesu und auf der anderen Seite das
Bild des Unbefleckten Herzens MariŠ hing.
Auf diese Einheit und
Verbundenheit der beiden heiligsten Herzen haben auch zwei PŠpste der Neuzeit
sehr deutlich hingewiesen:
Papst Leo XIII. hat in seinen 12
Rosenkranz-Enzykliken eindringlich auf die Verehrung Mariens durch das
Rosenkranzgebet hingewiesen und dabei zweimal ausdrŸcklich an das Mutterherz
Mariens appelliert. Zuletzt aber hat er an der Wende vom 19. Zum 20.
Jahrhundert in der Enzyklika ãAnnum sacrumÒ die Weihe der Welt an das gšttliche
Herz Jesu gefordert. Pius XII. aber hat in schwerster Kriegszeit die Welt dem
Unbefleckten Herzen MariŠ geweiht; dabei im Schlussteil des Weihegebetes aber
an die Weihe der Welt an das gšttliche Herz Jesu erinnert: ãEinst wurde die
Kirche und das ganze Menschengeschlecht dem Herzen deine Jesus geweiht; damit
dieses, in welchem allein alle Hoffnung ruht, fŸr sie Zeichen und Unterpfand
des Sieges und der Rettung sei. So weihen auch wir uns in gleicher Weise fŸr
immer dir, deinem unbefleckten Herzen, du unsere Mutter und Kšnigin der Welt,
auf dass deine Liebe und dein Schutz den Triumph des Gottesreiches beschleunige
und alle Všlker, im Frieden miteinander und mit Gott, dich seligpriesen und von
einem Ende der Erde zum anderen dem Herzen Jesu, in welchem allein sie die
Wahrheit, das Leben und den Frieden finden kšnnen, mit dir das ewige Magnificat
der Ehre, Liebe und Dankbarkeit anstimmen.Ò In seiner Herz-Jesu-Enzyklika ãHaurietis aquasÒ vom 15. Mai 1956 aber
spricht Pius XII. sehr eindrucksvoll vom Zusammenhang zwischen dem Herzen MariŠ
und dem Herzen Jesu. So hei§t es im 3. Teil dieser Enzyklika: ãEin besonders
kostbares Geschenk des heiligsten Herzens Jesu ist Maria, die hehre Mutter
Gottes und unser aller liebevollste Mutter...Ò Im 5. Teil dieser Enzyklika aber
schreibt Pius XII.: ãDamit sich aus dem Kult des heiligsten Herzens Jesu auf
die christliche Familie; ja auf die ganze Menschheit reicher Segen ergie§e,
mšgen die ChristglŠubigen mit der Herz-Jesu-Verehrung auch die Verehrung des
Unbefleckten Herzens der Gottesmutter eng verbinden. Denn da nach dem Willen
Gottes bei der DurchfŸhrung des Erlšsungswerkes der Menschheit die
allerseligste Jungfrau Maria mit Christus derart untrennbar verbunden war, dass
das Heil uns aus der innigen Verbindung der Liebe und der Leiden Christi mit
der Liebe und den Schmerzen auch der Mutter zukam, ist es recht und angebracht,
dass durch das christliche Volk, das ja sein gšttliches Leben von Christus durch
Maria empfangen hat, nach der gebŸhrenden Andacht z um heiligsten Herzen Jesu
auch dem Liebevollsten Herzen der himmlischen Mutter Erweise der AnhŠnglichkeit
und Liebe, dankbarer und sŸhnender Gesinnung beigefŸgt werden. Diesem gšttlich
weisen und liebenswŸrdigen Ratschluss der Vorsehung entspricht so recht die
denkwŸrdige Weihe, durch die wir selbst die heilige Kirche und die ganze Welt
dem Unbefleckten Herzen der seligsten Jungfrau Maria in feierlicher Form
geweiht haben.Ò (vgl. AAS
XXXIV/1942; p. 345 sq.) Dass die beiden heiligsten Herzen Jesu und MariŠ ganz
innig zusammengehšren, wird jedem klar, der die gegenseitige Liebe dieser
beiden Herzen bedenkt:
Nirgendwo ist ja die Verbundenheit
und Vereinigung zweier liebender Herzen tiefer, nachhaltiger und schšner
verwirklich worden, als in den Herzen Jesu und MariŠ, und zwar nicht etwa nur
gefŸhlsmŠ§ig, affektmŠ§ig, weil diese beiden Herzen in brŠutlicher Liebe
einander zugetan waren; beide Herzen sind vielmehr im Augenblick der Menschwerdung
des Sohnes Gottes auch seinsmŠ§ig, existentiell auf das innigste miteinander
verbunden worden und neun Monate lang verbunden geblieben, als das Herz Jesu zu
schlagen begann durch das jungfrŠuliche, unbefleckte Herz MariŠ und dann mit
diesem zusammen schlug. Es ist etwas unsagbar Geheimnisvolles, wenn man an das
Geheimnis der Menschwerdung des Sohnes Gottes im jungfrŠulichen Mutterscho§
Mariens denkt: Da begann das Herz Jesu, das Herz des Sohnes des ewigen Vaters,
durch das Herz MariŠ und mit diesem in wunderbarer Harmonie und Liebe zu
schlagen! Das lateinische Wort ãconcordiaÒ, das wir im Deutschen mit
ãEintrachtÒ Ÿbersetzten, sagt eigentlich viel mehr; es steckt das lateinische
Wort ãcorÒ = Herz darin und zwar in der Mehrzahlform ãcordaÒ bzw. ãcordiaÒ;
davor aber steht das Umstandswort ãconÒ, bzw. ãcumÒ = mit. ãConcordiaÒ wŸrde
demnach eigentlich besagen: zwei Herzen, die miteinander aufs engste und
innigste verbunden sind und in Eintracht und Liebe eintrŠchtig nach demselben
trachten, nŠmlich vor allem danach, Gott zu lieben aus ganzem Herzen, aus
ganzer Seele, aus ganzer Kraft. Nun hat niemand Gott jemals stŠrker und
intensiver geliebt und das erste und grš§te Gebot besser und vollkommener
erfŸllt als diese beiden heiligsten Herzen Jesu und MariŠ.
Dazu aber kommt bei den beiden
Herzen Jesu und MariŠ auch noch die gegenseitige Liebe zueinander in
unbeschreiblich inniger Weise: Im Herzen seiner jungfrŠulichen Mutter Maria
wusste sich das Herz Jesu von allem Anfang an am meisten von allen
Menschenherzen geliebt.
Das von Liebe zu uns Menschen
glŸhende Herz Jesu wartet auf Gegenliebe vonseiten der Menschen. Was wir
Menschen aber so oft in Undankbarkeit dem Herzen Jesu versagen, nŠmlich die
Gegenliebe, das wird ihm in einmalig schšner, inniger Weise vom Herzen MariŠ
zuteil. Umgekehrt wei§ sich das Herz MariŠ von niemanden so innig und treu
geliebt wie vom Herzen ihres gšttlichen Sohnes. Es schlingt sich ein
unzerrei§bares Band de Liebe um diese beiden edelsten Herzen.
Mit Recht hat der hl. Johannes
Eudes, der Urheber und Apostel der liturgischen Verehrung des Herzens Jesu und
des Herzens MariŠ, diese beiden Herzen gleichsam als e i n Herz gesehen: ãcor unumÒ. In ihrer
gegenseitigen Liebe sind diese beiden Herzen tatsŠchlich wie ein einziges Herz,
zumal doch die Liebe ganz allgemein und immer, hier aber in ganz einmaliger
Weise immer zum Eins-werden und Gleich-werden des Liebenden mit dem Geliebten
drŠngt.
Aber nicht blo§ durch die gemeinsame und gegenseitige Liebe sind
die beiden heiligsten Herzen Jesu und MariŠ innigst miteinander verbunden,
sondern auch durch ihre Tugenden. In einer Anrufung der Herz-Jesu-Litanei wird
das Herz Jesu ein ãAbgrund aller TugendenÒ genannt, was vollauf berechtigt ist,
denn im Herzen Jesu wohnt nicht nur die FŸlle der Gottheit; in ihm ist auch die
FŸlle aller Tugenden. Dieses Herz ist in seiner TugendfŸlle wie ein funkelnder
Edelstein von kostbarster Art, in welchem die Farben des Regenbogens in bunter
FŸlle und doch wieder in einmaliger, einzigartiger Harmonie aufleuchten. Diese
leuchtenden, strahlenden, funkelnden Farben des Edelsteins von kšstlich hoher
Art sind am Herzen Jesu seine Tugenden, die sich nicht voneinander trennen und
auch nicht gegeneinander ausspielen lassen, sie bilden vielmehr zusammen eine
einmalige Harmonie in der einzigartigen Persšnlichkeit des Gottmenschen Jesus Christus.
Keine Tugend ist im Herze Jesu etwa auf Kosten einer anderen Tugend verkŸrzt
oder Ÿberbetont, alle Tugenden existieren vielmehr in ihm in wundersamen
Zusammenspiel, nicht wie bei uns Menschen, auch sogar bei den Heiligen, wo so
leicht auch noch in den Tugenden Einseitigkeiten und extreme auf Kosten der
Harmonie der Gesamtpersšnlichkeit vorkommen.
Maria ist nun in den Jahren des
30jŠhrigen Zusammenlebens in Nazareth bei ihrem gšttlichen Sohn in die Schule
gegangen und hat von ihm gelernt. Manche der von mir im Buch ãAufblick zum DurchbohrtenÒ
geschilderten heiligen Her-Jesu Verehrer waren, wie ich dort gezeigt habe, tief
beeindruckt von dem Jesuswort: ãLernt von mir, denn ich bin sanft und demŸtig
von Herzen!Ò
Der Gottmensch Jesus Christus
hŠtte auch sagen kšnnen: ãLernet von mir Wunder wirken, Brot vermehren, Kranke
heilen, Tote erwecken...Ò Er hŠtte auch das sagen kšnnen. Aber nichts von all
dem sollten wir Menschen von ihm lernen. ER sagte nur: ãLernet von mir, denn
ich bin sanft und demŸtig von Herzen!Ò Maria hat diese beiden Tugenden und alle
Ÿbrigen von ihrem gšttlichen Sohn wirklich gelernt, so dass mit der Zeit zu
ihrer GnadenfŸlle auch eine wundersame TugendfŸlle ihr eigen wurde in
Angleichung ihres Herzens an das Herz Jesu.
Au§er dem liebenswŸrdigen
Sanftmut und der ergreifenden Demut gleichen sich die beiden Herzen Jesu und
MariŠ vor allem noch in der sŸndelosen Reinheit: wie Jesus Christus seinen
Gegnern mit all ihren Verleumdungen entgegenhalten konnte: ãWer von euch kann
mich auch nur einer einzigen SŸnde beschuldigen?!Ò
So kann ihm dies Maria
nachsprechen, da ihr Herz von der ErbsŸnde und von allen persšnlichen SŸnden
freiblieb. Drum sprechen die Christen der Ostkirche von Maria als deren
ãpanhagiaÒ, der Ganzheiligen, die Christen der abendlŠndischen Kirche aber von
der ãtota pulchraÒ, der ganz Schšnen.
Die sŸndelose Reinheit des
Herzens Jesu geht auf die Tatsache zurŸck, dass dieses menschliche Herz vom
ersten Augenblick der Menschwerdung an personal (hypostatisch) verbunden ist
mit dem Sohn Gottes, in welchem die ganze FŸlle der Gottheit, damit aber auch
SŸndelosigkeit und UnsŸndigkeit eigen ist. Dass aber auch dem Herzen MariŠ
solche Reinheit und SŸndelosigkeit eigen ist, geht auf ein einzigartiges
Gnadenprivileg zurŸck, das der Erlšser seiner jungfrŠulichen Mutter verdient
hat.
Man kšnnte Ÿber die €hnlichkeit
der beiden heiligsten Herzen in ihren Tugenden hinaus auch noch auf die
€hnlichkeit des Herzens Jesu und des Herzens MariŠ in der Sendung der beiden
hinweisen. Beide haben die Aufgabe und Sendung, zu suchen und zu retten, was
verloren war. Das Herz Jesu ist auf die Bekehrung und Rettung der SŸnder
bedacht. Gleiches gilt doch
auch von der Aufgabe und Sendung des Unbefleckten Herzens MariŠ. Es ist ja
auffallend, wie Maria selbst in Fatima den Zusammenhang hergestellt hat
zwischen ihrem zuletzt Ÿber alles Niedrige und Gemeine triumphierenden Herzen
und der Bekehrung der SŸnder, vor allem jener, die in Šu§erster Gefahr sind,
auf ewig verloren zu gehen.
Aufgabe der Herz-Jesu und
Herz-MariŠ-Verehrer aber ist es, diesen beiden heiligsten Herzen immer
Šhnlicher zu werden. Die Kirche lŠsst uns am Schluss der Herz-Jesu-Litanei
beten: ãJesus, sanft und demŸtig von Herzen, machÔ unser Herz gleich deinem
Herzen!Ò Maria hat dies in
vollkommenster Weise erreicht. Ihr unbeflecktes Herz ist dem Herzen Jesu immer
Šhnlicher geworden. Sie ist uns im Streben danach ein herrliches Vorbild.
Schauen wir darauf!